• ...coming home (hinten), TV- Baby (vorne), Projektraum Victor Bucher, 2003
    Foto: Heinz Grosskopf
  • ...coming home
    ...coming home
    , 2003; Epoxy, Aluminium, Lackstoff, Plüsch; 180 x 62 x 250 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • TV-Baby
    TV-Baby
    , 2002; Silikon, Schaumgummi, Polyester, Plüsch, Teppich; 50 x Ø Teppich: 300 cm
    Foto: Heinz Grosskopf

  • O.T.
    O.T.
    2003; Foto auf Aluminium; 80 x 110 cm
  • Patschenkino
    Patschenkino
    , 2002; Ton , Acrylfarbe,  60 x 18 x 15 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • O.T
    O.T
    , 2002; Tuschestift auf Papier; je: 21 x 30 cm
O.T
 
  • ...coming home (hinten), TV- Baby (vorne), Projektraum Victor Bucher, 2003
    Foto: Heinz Grosskopf
  • ...coming home
    ...coming home
    , 2003; Epoxy, Aluminium, Lackstoff, Plüsch; 180 x 62 x 250 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • TV-Baby
    TV-Baby
    , 2002; Silikon, Schaumgummi, Polyester, Plüsch, Teppich; 50 x Ø Teppich: 300 cm
    Foto: Heinz Grosskopf

  • O.T.
    O.T.
    2003; Foto auf Aluminium; 80 x 110 cm
  • Patschenkino
    Patschenkino
    , 2002; Ton , Acrylfarbe,  60 x 18 x 15 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • O.T
    O.T
    , 2002; Tuschestift auf Papier; je: 21 x 30 cm
 
Coming home
, Projektraum Viktor Bucher, Wien 2003[ Text einblenden ][ Text ausblenden ]

Coming Home oder: Ankunft in der Fremde
Andreas Höll

Den schillernden Begriff Heimat umschrieb einst der Philosoph Ernst Bloch als »etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war«. Der berühmte Schlüsselsatz aus seinem Hauptwerk »Das Prinzip Hoffnung« skizziert die Utopie eines gelungenen Lebens: daß der Mensch in der Arbeit zu sich kommt, seine eigene Fremdheit und zugleich die Entfremdung in der kapitalistischen Welt überwindet. Sein Glücksversprechen heißt: Im Prozeß der Geschichte kommen wir – allesamt aus dem Paradies Vertriebene – endlich nach Hause.
Doch das Daheim-Sein in der Welt, oder besser: die Suche nach dem Heim, schließt auch das Un-Heimliche mit ein. Im vertrauten Zu-Hause verbirgt sich stets das unbekannte Draußen, das Fremde. Das vermeintlich Natürliche enthält immer auch das Unnatürliche. Das Gemüt und das Gemütliche schließlich werden sprichwörtlich vom Ungemütlichen bedroht, wie die Seele und das Beseelte vom Unbeseelten.
In diesem Sinne entwirft Julie Hayward ihre Versuchsanordnungen. Sie verstrahlen ebenso den Reiz des Futuristischen wie die Erinnerung an vergangene Utopien, das Flair des Surrealen wie des rationalen Kalküls. Es sind seltsame Parallelwelten, die zwiespältige Gefühle evozieren und unterbewußte Ängste wachrufen. Sie verfremden das vermeintlich Vertraute und führen vielleicht auch zu der unbehaglichen Erkenntnis: Daheim ist in der Fremde.
...
An diesem kritischen Punkt setzen die Arbeiten von Julie Hayward an. Sie spielen mit der vielschichtigen Spannung von Nachhausekommen und Verlorensein, von Zusich-Kommen und Selbstentfremdung, von der Begegnung mit dem Bekannten und der Verfremdung.
Da ist zunächst »… coming home«. Das Objekt erinnert einerseits an eine futuristische Wiege, die Geborgenheit verheißt. Zum andern läßt sie an ein Biotechlabor denken. In zwei Schüsseln sind perlenähnliche Kugeln aufgehäuft: gigantische Zellhaufen oder künstlich produzierte Biomasse? Getrennt sind beide Gefäße durch eine Scheibe mit einem Loch, das wiederum dieselbe Form hat wie die Schüsseln. Diese Anordnung suggeriert einen mechanischen Vorgang. Die fallbeilartige Apparatur könnte einen Bewegungsablauf in Gang setzen.
Möglicherweise so etwas wie eine sterile Befruchtung, wenn sich die Zellhaufen auf rätselhafte Weise vereinigen sollten. Das bizarre Gerät mit dem Science-Fiction-Appeal scheint künstliches Leben hervorzubringen. Doch zugleich bietet es womöglich einen Schutzraum, in dem das Geschaffene gedeihen und wachsen kann.
Die getrennten Perlengefäße erlauben aber auch eine andere Interpretation. So könnte es sich um Kugeln handeln, die mittels dieser Apparatur sorgfältig eingesammelt, zusammengehalten und vielleicht auch bearbeitet werden. Statt Befruchtung ginge es dann vielleicht um das Aufbewahren, Ordnen oder Zusammenfügen. Der sterile Laborcharakter der Skulptur wird indessen durch den weißen Lack verstärkt, während der weiße Plüsch ihr etwas Organisches verleiht.
Diese ebenso reizvolle wie irritierende Verbindung von technoiden und organischen Formen kennzeichnet die Skulpturen von Julie Hayward. »TV-Baby« zählt ebenfalls zu jenen Zwitterwesen, welche die Mechanismen einer künftigen Biotechnologie evozieren. Wiederum bleibt rätselhaft, wie der plastische Cyber-Organismus funktionieren soll. Zugleich ist die Arbeit eine vieldeutige und ironische Chiffre für die mediale Auflösung der Wirklichkeit: Es ist überhaupt nicht mehr klar, wer Sender, wer Empfänger und was die Nachricht ist. Diese diffuse Macht der Medien bestrahlt und infiziert die seltsam amorphe Masse des undefinierbaren, wehrlosen und nackten Etwas. Es ist eine repressive Idylle, die im Flimmern der imaginierten Moving Images offenbar wird: Der Sog der Bilder scheint das eigene Leben, das eigene Bewußtsein aufzusaugen und in die totale Regression einer molluskenhaften Existenz zu führen. Die Welt des Scheins, die Wirklichkeit zu spiegeln vorgibt, bringt bloß noch scheinhaftes Leben im Abglanz des Fernsehers hervor.
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In diesem Sinne entwirft Julie Hayward ihre Versuchsanordnungen. Sie verstrahlen ebenso den Reiz des Futuristischen wie die Erinnerung an vergangene Utopien, das Flair des Surrealen wie des rationalen Kalküls. Es sind seltsame Parallelwelten, die zwiespältige Gefühle evozieren und unterbewußte Ängste wachrufen. Sie verfremden das vermeintlich Vertraute und führen vielleicht auch zu der unbehaglichen Erkenntnis: Daheim ist in der Fremde.
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Coming Home oder: Ankunft in der Fremde
Andreas Höll
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